Blumen in Graustufen? Was auf den ersten Blick widersprüchlich klingt, wurde an der STF zur künstlerischen Herausforderung – und zur Hommage an die eigene Geschichte.
Die STF blickt auf eine über 140-jährige Geschichte zurück – eine Zeitreise durch Moden, Bewegungen, Materialien und Persönlichkeiten. Dieses Erbe dient als stilistische Basis für das Projekt: Jede/r Studierende wählte ein Jahrzehnt zwischen 1881 und 2025 (ausserhalb der Kriegsjahre) und suchte sich daraus ein florales Werk – etwa ein Gemälde, ein Objekt, eine Ikone oder einen Künstler. Daraus entwickelte sich ein individuelles Moodboard mit Inspirationen für den eigenen Look.
So treffen beispielsweise die ornamentalen Blütenformen des Jugendstils auf den klaren Schick der 1960er oder die expressive Bildsprache der 1980er auf minimalistische Silhouetten von heute. Die historischen Klassenfotos der STF, die zur Ausstellung kuratiert werden, schaffen dabei eine poetische Verbindung zwischen damals und heute.
Das Paradoxon
Das eigentliche gestalterische Experiment liegt jedoch in der Umsetzung in Graustufen: Obwohl die floralen Vorlagen meist farbenprächtig und lebendig sind, dürfen die Looks ausschliesslich in Schwarz, Weiss und Grau umgesetzt werden. Dieses gestalterische Paradoxon zwingt die Studierenden dazu, Farbe durch Textur, Volumen, Drapierung und Schnittführung zu ersetzen – eine Aufgabe, die technisches Können und gestalterisches Feingefühl erfordert.
Der Verzicht auf Farbe wird zur Bühne für Struktur, Layering und Silhouetten. Gerade das Spiel mit Kontrasten – glänzend vs. matt, weich vs. steif, fein vs. grob – bringt die florale Idee auf eine neue, fast poetische Weise zum Ausdruck.
Zwei Module – ein Ziel
Das Projekt wurde in zwei Modulen realisiert:
– Im Modul Draping ist ein Kleid entstanden – direkt am Modell, in aufwändiger 3D-Schnitttechnik.
– Im Modul Product Development of a Look haben die Studierenden einen Mantel oder eine Jacke entworfen.
Wer an beiden Modulen teilgenommen hat, hat einen vollständigen Look gestaltet: Kleid und Mantel, inspiriert vom gleichen Jahrzehnt, aufeinander abgestimmt in Form, Linie und Materialität.
Ausstellung an der STF
Die entstandenen Arbeiten sind ab sofort im Foyer der STF am neuen Standort in Winterthur zu sehen und können den ganzen Herbst über besichtigt werden.